Den Umgang kindgerecht leben
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Nikola Schmitt

Oktober 14, 2022
So gelingt der kindgerechte Umgang nach der Trennung mit Kind! Welche Modelle es gibt und wie du das pro Kind umsetzt, liest du hier!
Photo by Benjamin Manley on Unsplash

Du hast dich von einem Ex-Partner getrennt. Idealerweise seid ihr euch einig, wie es nun weitergehen soll. Vielleicht überlegst du aber auch noch, wie der richtige Umgang nach der Trennung für in eurer Situation für dich und deine Kinder aussehen sollte. Egal, ob du dich mit Umgangsrecht auskennst oder nicht, hier erfährst du alles, was du über die Zeit „danach“ wissen musst!

Ein paar Statistiken und Fakten zur Trennung mit Kindern und dem Umgangsrecht

Jedes dritte Paar trennt sich nach durchschnittlich 14,8 Jahren Ehe in Deutschland. Das heißt, dass erstens die Dunkelziffer (Unverheiratete) vermutlich viel höher liegt und zweitens häufig minderjährige Kinder von der Trennung betroffen sind. Meistens können sich die Ex-Partner aus Liebe zu den gemeinsamen Kindern auf einen geregelten Kontakt zueinander einigen. Hierzu sind sie gesetzlich sogar verpflichtet:

Gemäß § 1684 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) hat jedes Kind das Recht auf einen Umgang mit beiden Elternteilen. Gleichermaßen haben die Eltern das Recht (und die Pflicht!) auf Umgang mit ihrem Kind. Dies verdeutlicht den Stellenwert stabiler Beziehungen zu den Elternteilen für die psychische Entwicklung des Kindes. Beim Umgangsrecht geht es übrigens nicht nur um die Wohnfrage. Es regelt auch das Recht der Elternteile, Informationen über das Wohlergehen ihres Kindes zu erhalten und wichtige Entscheidungen zu seiner Pflege, Ernährung und Versorgung treffen zu dürfen. Nur weil das Kind jetzt bei einem Partner wohnt heißt das also nicht, dass der andere Partner nichts mehr entscheiden darf! Letztlich schließt das Umgangsrecht auch den Kontakt zu Großeltern, Geschwistern und weiteren wichtigen Bezugspersonen mit ein.

Idealerweise einigen sich die Ex-Partner einvernehmlich. In diesem Fall ist fast alles möglich bei der Ausgestaltung des Umgangsrechts. Geschieht dies nicht, kann ein Gericht entscheiden. Gemäß §1697b BGB trifft es hierbei „diejenige Entscheidung, die […] dem Wohl des Kindes am besten entspricht.“ Es wird jedoch schnell klar, dass ein Gericht nur selten die komplexe Lebenswirklichkeit eines Kindes angemessen erfassen kann. Zum Wohle des Kindes sollten die Eltern nach der Trennung daher ein Wohnmodell finden, welches den Bedürfnissen der Kinder am besten entspricht. Aktuell gibt es fünf Modelle, wovon die ersten beiden auch gerichtlich durchgesetzt werden können.

Das Residenzmodell

Hier lebt das Kind fest bei einem Elternteil und besucht das andere regelmäßig. Wie häufig dies geschieht, hängt von den Absprachen der Eltern ab. Theoretisch steht jedem Elternteil ein hälftiger Umgang zu, wenn es keine andere Einigung gibt. Dieses Modell ist die häufigste Form des Kontakts von Trennungskindern zu ihren Eltern in Deutschland.

Das Wechselmodell

Das manchmal auch als Pendelmodell bezeichnete Wohnprinzip bedeutet, dass das Kind zwischen den Eltern hin- und herpendelt und an zwei Wohnorten angemeldet ist. Das kann anstrengend sein und funktioniert meist mit Blick auf die Schule oder soziale Netzwerke nur dann gut, wenn die Entfernung so gering ist, dass das Kind noch seine Schule, Kita, etc. regelmäßig besuchen kann. Zwei Drittel aller Trennungskinder wünschen sich dieses Modell, tatsächlich trifft es jedoch nur auf etwa 5 Prozent aller Fälle zu.

Das Nestmodell

Hier bleiben die Kinder nach der Trennung in ihrem Haus oder der eigenen Wohnung, während die Eltern wechselweise dazukommen. Der Vorteil: Die Kinder werden nicht aus dem bekannten Umfeld gerissen. Der Nachteil: Man braucht drei Wohnungen, was zu einer finanziellen Belastung werden kann.

Das Treppenmodell

Hier bleiben die Ex-Partner im gleichen Haus wohnen, etwa in getrennten Wohnungen (oder analog in sehr, sehr naher Nachbarschaft). Dieses Modell eignet sich nur, wenn kein Nachtrennungskonflikt besteht und der tägliche Kontakt nicht zu Provokationen oder Streit führt.

Das WG-Modell

Macht das, wonach es klingt: Im Prinzip wohnen alle Familienmitglieder weiterhin zusammen wie in einer WG. Ob dies die beste Lösung für alle ist, kann jedoch – wie übrigens bei jedem anderen Modell auch – nur im Einzelfall beurteilt werden.

Die Trennung mit Kindern kindgerecht leben – So funktioniert es für alle

Nach einer Trennung mit Kindern fragen sich viele Eltern, worunter ihre Kinder am meisten leiden. Tatsächlich ist es weniger die Trennung selbst, sondern die konfliktreiche Beziehung der Eltern vorher oder die Spannungen nach der Trennung, wenn diese nicht einvernehmlich verläuft. Daher ist es wichtig zu wissen, dass die reine Umgangsfrage sich weniger auf die Psyche deines Kindes auswirkt, als die Art und Weise, wie du das Umgangsrecht mit deinem Ex-Partner ausgestaltest.

Keinen Loyalitätskonflikt provozieren

Etwa jedes achte Kind lebt in Deutschland bei getrennt lebenden Eltern, eine Million Kinder pendeln regelmäßig zwischen ihnen hin und her. Viele Kinder kommen gut damit zurecht, solange die Eltern eine freundliche oder zumindest neutrale Beziehung pflegen. Versuchen sie jedoch um die Gunst der Kinder zu buhlen oder sind „beleidigt“, wenn das Kind zum anderen Elternteil geht, drängen sie das Kind in einen Loyalitätskonflikt. Dies hilft niemandem und belastet das Kind sehr. Hier ist es wichtig, dass Ex-Partner klare Grenzen ziehen – ist der Kontakt schlecht, sollte sich jeder auf die gemeinsame Beziehung mit dem Kind konzentrieren und den Ex-Partner nicht zum Thema machen. Nur weil die Liebe für den Ex-Partner erloschen ist, trifft das noch lange nicht auf die Beziehung des Kindes zu Mutter oder Vater zu!

Den Alltag des Kindes berücksichtigen

Nicht immer ist das vom Kind gewünschte Modell auch das, was im Alltag praktisch umzusetzen ist. Wohnen die Partner künftig weit auseinander und sind lange Fahrtzeiten notwendig, ist ein Wechselmodell so gut wie unmöglich. Es bedeutet auch, dass das Kind zwei soziale Netzwerke aufbauen muss oder aber am Wohnort des nicht-betreuenden Elternteils recht isoliert ist. Da nach einer Trennung mit Kindern Stabilität für sie besonders wichtig ist, sollte der gewählte Umgang dem Kind weiterhin die Gelegenheit geben, seinen bisherigen Aktivitäten nachzugehen. Sportgruppen und Freizeitveranstaltungen bieten wertvollen Rückhalt und Stabilität, nachdem ihre intakte Welt zu Hause zusammengebrochen ist. Ex-Partner sollten daher den Alltag ihres Kindes und seine Bedürfnisse an erste Stelle setzen, wenn sie den künftigen Kontakt miteinander planen.

Qualität statt Quantität

Entscheidend ist nach einer Trennung mit Kindern nicht die Menge an Zeit, welche die Elternteile mit ihren Kindern verbringen. Es ist die Qualität, auf welche es ankommt. Wer deshalb als nicht-betreuender Elternteil sein Kind vielleicht nur am Wochenende sieht, braucht sich deshalb keine Vorwürfe zu machen. Kinder zählen nicht die Minuten und rechnen verbrachte Stunden bei Mama und Papa gegeneinander auf. Sie erinnern sich an liebevolle Gute-Nacht-Geschichten und Spielenachmittage, in denen sie sich ihrem Elternteil emotional verbunden fühlen – quality time is real!

Was tun bei Problemen?

Nicht immer schaffen es Ex-Partner nach einer Trennung, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Dennoch sollte an erster Stelle immer das Bemühen stehen, dem Kind nach einer Trennung Leid zu ersparen. Hier sind ein paar Tipps, mit denen du vielleicht zu einer besseren Lösung kommst:

Paarebene und Elternebene trennen

Konflikte bestehen nach einer Trennung oft weiter, weil Paare ihre Beziehungsebene nicht von der Beziehung zum gemeinsamen Kind trennen. Hier müssen du und dein Ex-Partner verstehen, dass dies zwei Paar Schuhe sind. Durch die Trennung der emotional belasteten Ebene zum Partner (und der damit gescheiterten Beziehung) von der zum Kind gelingt es häufig, die Ex-Partner-Kind-Beziehung besser zuzulassen und rationale Lösungen zu finden.

Kompetente Hilfe in Anspruch nehmen

Leider schaffen es nicht alle Paare, eine gemeinsame Lösung zu finden, die wirklich im besten Wohl des Kindes liegt. Jedes fünfte Paar zieht deshalb vor Gericht, um dort eine Lösung zu erzwingen. Das ist jedoch nicht immer der beste Weg, da Gerichte völlig überarbeitet sind und nie die ganz individuelle Situation des Kindes angemessen beurteilen können. Besser ist daher ein Kontakt zu Beratungsstellen, welche sich Zeit nehmen und bei der Einzelfallbetrachtung helfen. Kontaktadressen gibt es beim zuständigen Jugendamt.

Die rechtlichen Aspekte kennen

Eine Trennung mit Kindern bringt auch rechtliche Aspekte mit sich: Wer dem Ex-Partner keinen Umgang mit dem eigenen Kind gewährt, kann hierzu gerichtlich gezwungen werden. Im schlimmsten Fall droht sogar der Entzug des eigenen Sorgerechts, sodass Ex-Partner sich hier zusammenreißen und frühzeitig einigen sollten. Darüber hinaus können Gerichte zwangsweise Beratungen und Konfliktbeilegungen anordnen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Partner frühzeitig nach einem Kompromiss suchen, sodass das gemeinsame Kind nicht am Nachtrennungskonflikt leidet.

Flexibel sein

Die Trennung hat dir bereits gezeigt, dass Zeiten sich ändern können. Das gilt auch für die Zeit nach der Trennung! Vielleicht hat euer Kind jetzt entschieden, dass es gern bei dir leben möchte. In fünf Jahren sieht es das Ganze vielleicht anders. Es ist nicht unüblich, dass ältere Kinder plötzlich zum Vater ziehen wollen. Vielleicht macht ein Wechsel zu einer weiterführenden Schule neue Regelungen erforderlich oder es geschieht etwas anderes Unvorhergesehenes in eurem Leben. Denk immer daran, dass dein Kind zwar Beständigkeit und Fürsorge braucht. Es bringt jedoch nichts, an einer Vereinbarung festzuhalten, die nicht mehr zu der aktuellen Lebenssituation passt. Hier sollten sich beide Partner daher flexibel auf Veränderungen einstellen und absprechen, welche neue Lösung in diesem Fall gefunden werden kann.

Fazit – Den Umgang kindgerecht leben ist nicht schwer, aber wichtig!

Jede Trennung ist schmerzhaft. Für dich, deinen Ex-Partner und natürlich gemeinsame Kinder. Doch das Sprichwort „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ trifft auch hier in den meisten Fällen zu. Kinder leiden weniger unter einem gut geregelten Kontakt zu beiden Elternteilen, als unter fortwährenden Streitigkeiten und Spannungen zuhause. Einige dich deshalb frühzeitig mit deinem Partner darauf, welchen Kontakt ihr nach der Trennung pflegen wollt und informiert euer Kind in einem gut vorbereiteten Trennungsgespräch darüber. Wenn es alt genug ist, lasst es im Rahmen des Möglichen mit entscheiden und stellt sicher, dass ihr eure Paarprobleme von der Beziehungsebene zum Kind trennt.

Wenn du noch mehr Unterstützung brauchst, findest du hier auf mamaintrennung.de zahlreiche weitere Artikel. Wenn du dich ganz genau einlesen möchtest, helfen dir meine E-Books vielleicht weiter!

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